Kategorie: Arbeitssicherheit & Fuhrpark · Aktualisiert: Oktober 2025
Ladungssicherung VDI 2700a Schulung: 7 klare Unterschiede zur Unterweisung (mit Pflicht-Check)
Ladungssicherung VDI 2700a Schulung – drei Worte, die in vielen Betrieben den Unterschied zwischen Routine und Rechtsrisiko ausmachen. Unzureichend gesicherte Ladung führt jedes Jahr zu tausenden Unfällen, Stillständen und Millionenschäden. Trotzdem wird das Thema häufig „nebenbei“ behandelt – eine kurze Unterweisung hier, ein Hinweis im Fahrerhandbuch dort.
Die zentrale Frage lautet: Wer trägt die Verantwortung, wenn die Ladung rutscht – Fahrer, Verlader oder Unternehmer? Genau hier verläuft die Grenze zwischen Unterweisung und VDI 2700a-Schulung: Die eine informiert, die andere qualifiziert. Dieser Beitrag erklärt die Unterschiede, zeigt rechtliche Pflichten und liefert eine Entscheidungsmatrix inklusive Pflicht-Check für B2B-Flotten.
1. Warum das Thema jetzt wichtig ist
Ladungssicherung ist kein Nice-to-have, sondern ein Sicherheits- und Haftungsthema. Moderne Lieferketten, Zeitdruck im Transport und Mischladungen erhöhen das Risiko. Gleichzeitig erwarten Kunden und Auftraggeber nachweisbare Compliance – gerade in B2B-Flotten.
In der Praxis zeigt sich immer wieder:
- Unterweisungen werden nur „auf dem Papier“ durchgeführt.
- Zurrmittel sind beschädigt oder falsch dimensioniert.
- Verantwortlichkeiten zwischen Fahrer, Verlader und Disposition sind unklar.
Hier setzt die Kombination aus wiederkehrender Unterweisung und VDI 2700a-Schulung mit Zertifikat an: Die Unterweisung schafft Bewusstsein, die Schulung vermittelt nachweisbare Fachkunde.
2. Rechtliche Grundlagen & Verantwortung
Die rechtliche Basis stützt sich auf mehrere Säulen:
- § 22 StVO – Ladung und Geräte müssen so gesichert sein, dass sie auch bei Vollbremsung oder plötzlichen Ausweichbewegungen nicht verrutschen, umfallen oder herabfallen.
- VDI 2700 Blatt 1 ff. – anerkannte Regel der Technik für Ladungssicherung, auf die Gerichte und Behörden regelmäßig Bezug nehmen.
- ArbSchG § 12 / DGUV Vorschrift 1 – verpflichten Arbeitgeber zu regelmäßigen, dokumentierten Unterweisungen.
Der Unternehmer trägt die Gesamtverantwortung und kann Aufgaben an verantwortliche Personen für Ladungssicherung delegieren – aber nur, wenn diese nachweislich qualifiziert sind (z. B. über eine VDI 2700a-Schulung).
„Unterweisung informiert – Schulung qualifiziert.“
– Grundsatz der betrieblichen Ladungssicherung
Mehr zur betrieblichen Verantwortung und Haftung in der Flotte:
3. Unterweisung Ladungssicherung – Ziel, Turnus, Inhalt
Die Unterweisung Ladungssicherung dient der Sensibilisierung. Sie vermittelt grundlegende Gefahren, Pflichten und Verhaltensregeln – auf Basis der Gefährdungsbeurteilung.
Ziele der Unterweisung:
- Bewusstsein für Risiken und rechtliche Konsequenzen schaffen
- Grundprinzipien der Ladungssicherung erläutern
- Betriebliche Abläufe und Zuständigkeiten transparent machen
Empfohlener Turnus: mindestens jährlich, zusätzlich anlassbezogen (z. B. neue Fahrzeugtypen, neue Zurrmittel, Unfälle/Vorfälle).
Typische Inhalte:
- Rechtliche Grundlagen (StVO, DGUV, ArbSchG, VDI als Stand der Technik)
- Gefährdungsbeurteilung an Verladeplätzen und Fahrzeugen
- Sichere Verladeabläufe & Kommunikation zwischen Fahrer, Verlader, Dispo
- Grundlagen zu Zurrmitteln, Rutschgefahr, Fahrphysik
- Betriebliche Regeln (z. B. Checklisten, Freigabeprozesse, Meldewege)
Dokumentation ist Pflicht: Datum, Thema, Dauer, Dozent, Teilnehmende, Unterschriften. Nur so ist die Unterweisung auditfähig.
Mehr Hintergründe zu Unterweisungspflichten: siehe FAQ-Bereich Arbeitssicherheit im Carvion Blog.
4. VDI 2700a-Schulung – Inhalte, Zielgruppen & Nachweise
Die VDI 2700a-Schulung richtet sich an Personen, die rechtlich verantwortlich handeln: Fahrer, Verlader, Schichtleiter, Disponenten, Fuhrparkleiter.
Im Fokus stehen Fachkunde und Berechnungsfähigkeit statt nur Grundlagenwissen.
Typische Inhalte nach VDI 2700 Blatt 1 ff.:
- Physikalische Grundlagen: Kräfte, Beschleunigungen, Reibung
- Kraftschlüssige und formschlüssige Sicherung (Niederzurren/ Direktzurren)
- Reibbeiwert, Antirutschmatten und deren Einfluss auf die Sicherungskräfte
- Auswahl, Prüfung & Kennzeichnung von Zurrmitteln (STF/LC, Etiketten, Ablegereife)
- Zurrwinkel, Zurrpunkte, Lastverteilung, Schwerpunkt
- Dokumentation, Nachweiskette, Umgang mit Kontrollen und Audits
Am Ende steht ein Zertifikat nach VDI 2700a, das bei Kontrollen und Audits als Fachkundenachweis anerkannt wird.
Vertiefende Inhalte zu Sicherheit im Fuhrpark: Carvion-Blog zu Sicherheit und Fuhrpark.
5. Technik-Essentials für die Praxis
Wer die physikalischen Grundlagen versteht, sichert effizienter und rechtssicher. Einige Essentials:
- Kraftschlüssig durch Reibung: z. B. Niederzurren. Mehr Vorspannkraft = höhere Haltekraft, aber nur im Rahmen zulässiger Werte.
- Formschlüssig durch lückenloses Verladen: Ladung an Stirn- oder Seitenwand, Keile, Trennwände.
- Reibbeiwert & Antirutschmatten: bestimmen, wie viel „Grip“ zwischen Ladung und Ladefläche vorhanden ist.
- Zurrwinkel & Zurrpunkte: beeinflussen, wie effektiv die Kräfte wirken – falscher Winkel = geringere Sicherungswirkung.
- STF/LC-Werte: geben an, welche Vorspannkraft (STF) und Belastbarkeit (LC) Zurrgurte haben – Grundlage für Berechnungen.
Im Rahmen eines professionellen Flottenmanagements werden diese technischen Grundlagen mit konkreten Fahrzeug- und Routenprofilen verknüpft.
6. Unterweisung vs. Schulung – Entscheidungsmatrix (Pflicht-Check)
In vielen Betrieben wird die einfache Unterweisung fälschlicherweise als „Schulung“ verkauft. Für eine rechtssichere Organisation hilft ein klarer Vergleich:
| Aspekt |
Unterweisung Ladungssicherung |
VDI 2700a-Schulung |
| Ziel |
Bewusstsein & Basiswissen |
Fachkunde & Berechnungsfähigkeit |
| Rechtsgrundlage |
ArbSchG § 12, DGUV Vorschrift 1 |
VDI 2700a als Regel der Technik |
| Turnus |
mindestens jährlich |
alle 3–5 Jahre (empfohlen) bzw. anlassbezogen |
| Nachweis |
Unterweisungsprotokoll |
Zertifikat mit Inhalten, Dauer, Trainer |
| Zielgruppen |
alle Beschäftigten, die mit Ladung in Berührung kommen |
verantwortliche Personen (Fahrer, Verlader, Führungskräfte) |
| Pflicht-Check |
Informationspflicht des Arbeitgebers |
Sachkunde-Pflicht für Delegation von Verantwortung |
Pflicht-Check – Kurzfassung:
- Alle Beschäftigten mit Ladungsbezug → jährliche Unterweisung.
- Verlader, verantwortliche Personen, Fuhrparkleitung → VDI 2700a-Schulung mit Zertifikat.
- Delegation von Verantwortung → nur mit nachweisbarer Fachkunde sinnvoll.
7. Umsetzung im Betrieb (B2B-Fokus)
Ein effizientes Sicherheitskonzept kombiniert Unterweisung und Schulung in einem abgestimmten System.
Empfohlene Intervalle:
- Unterweisung: jährlich, plus anlassbezogen (z. B. neue Fahrzeugtypen, neue Kundenanforderungen, Unfälle).
- VDI 2700a-Schulung: alle 3–5 Jahre oder bei Funktionswechsel (z. B. neue Verantwortung als Verlader/Teamleitung).
Qualitätsmerkmale einer guten VDI-Schulung:
- Dozierende mit nachweisbarem VDI-/Praxis-Hintergrund
- Praxisanteil > 50 % (Fahrzeuge, Ladung, Gurte, reale Szenarien)
- inklusive Prüfung (z. B. Test, Übungsaufgaben) und Zertifikat
- Dokumentation der Teilnahme für Audits, Kundenanforderungen, ISO-Systeme
Optimal ist die Einbindung in ein Fuhrparkverwaltungssystem, das Schulungsintervalle, Teilnehmerlisten und Nachweise zentral steuert.
8. Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
In der Praxis begegnen Carvion immer wieder ähnliche Stolpersteine:
- Unterweisung mit Schulung verwechseln: Nur Unterweisungen, keine zertifizierte Fachkunde – Delegation rechtlich angreifbar.
- Zurrmittel nicht geprüft: Beschädigte Gurte, fehlende Etiketten, abgelaufene Prüfintervalle.
- Auffrischung versäumt: Schulungen vor Jahren, ohne aktuelle Praxisbeispiele oder Rechtsänderungen.
- Dokumentation unvollständig: fehlende Teilnehmerlisten, keine Inhalte, keine Signaturen.
- Technik-Basics ignoriert: Reibbeiwert geschätzt, Zurrwinkel nicht beachtet, Lastverteilung vernachlässigt.
Kleine Fehler im Alltag können große Folgen haben – von Bußgeldern, Punkten und Stilllegungen bis zu persönlicher Haftung von Geschäftsführung und verantwortlichen Personen.
9. Kosten, Dauer & Formate
Unterweisung:
- Kann intern durchgeführt werden (z. B. durch Sifa oder erfahrene Führungskraft)
- Typische Dauer: 60–120 Minuten
- Digitale Unterweisungen (E-Learning) sparen Zeit, sollten aber durch Praxis-Einheiten ergänzt werden
VDI 2700a-Schulung:
- Oft als Tagesseminar (8 Stunden), teils auch zweitägig bei erweitertem Umfang
- Kosten: Richtwert 250–500 € pro Teilnehmer, abhängig von Anbieter, Umfang und Gruppengröße
- Formate: Präsenz, Inhouse-Schulung, kombiniert mit Praxisteil im eigenen Fuhrpark
Digitale Formate sind sinnvoll für Theorie; die praktische Anwendung (Zurren, Prüfen, Sichtkontrolle) bleibt im Präsenzteil unverzichtbar.
10. FAQ zur Ladungssicherung
1) Was ist der Unterschied zwischen Unterweisung und VDI 2700a-Schulung?
Unterweisung vermittelt Basiswissen und sensibilisiert, die VDI 2700a-Schulung baut Fachkunde auf und schließt mit einem anerkannten Zertifikat ab.
2) Wie oft muss unterwiesen werden?
Mindestens einmal jährlich sowie anlassbezogen, z. B. bei neuen Fahrzeugen, Zurrmitteln oder nach Unfällen.
3) Wann ist die VDI 2700a-Schulung Pflicht?
Immer dann, wenn Personen Verantwortung für Ladungssicherung übernehmen sollen – etwa Verlader, Fuhrparkleiter, Meister, Schichtleiter.
4) Reicht eine Online-Unterweisung aus?
Nur für Grundlagen. Für praktische Fachkunde, Prüfungen und Berechnungen ist ein Präsenz- oder Blended-Format mit Praxisteil empfehlenswert.
5) Wie lange gilt das Zertifikat?
In der Praxis haben sich Auffrischungen im Abstand von 3–5 Jahren etabliert – abhängig von Risiko, Kundenanforderungen und internen Vorgaben.
6) Wer haftet bei Verstößen gegen die Ladungssicherung?
In der Regel Fahrer, Verlader und Unternehmer gemeinsam – je nach konkreter Pflichtverletzung. Unklare Verantwortlichkeiten erhöhen das Risiko.
7) Was kostet eine VDI 2700a-Schulung?
Richtwert: etwa 250–500 € pro Teilnehmer. Inhouse-Schulungen können sich für größere Gruppen lohnen.
8) Wo finde ich mehr Infos zur Flottenorganisation?
Eine erste Übersicht liefert Wikipedia – Flottenmanagement; vertiefende Praxisartikel finden Sie im Carvion Blog.
11. Fazit & Handlungsempfehlung
Unterweisung oder Schulung? Im Bereich Ladungssicherung lautet die Antwort: Beides – aber klar getrennt. Die Unterweisung sichert das Bewusstsein, die VDI 2700a-Schulung die nachweisbare Qualifikation.
7 Punkte auf einen Blick:
- § 22 StVO und VDI 2700 ff. bilden die fachliche Basis.
- Unterweisung ist Informationspflicht des Arbeitgebers.
- VDI 2700a-Schulung schafft Sachkunde für verantwortliche Personen.
- Nachweise müssen auditfähig und aktuell sein.
- Auffrischung von Schulungen alle 3–5 Jahre ist Best Practice.
- Technik-Basics (Reibung, Zurrwinkel, STF/LC) müssen verstanden werden.
- Ein integriertes Konzept steigert Sicherheit und Effizienz im Fuhrpark.
Handlungsempfehlung: Prüfen Sie jetzt, ob in Ihrem Unternehmen die Rollen (Unterweisung vs. Schulung) klar definiert, Nachweise aktuell und Verantwortliche nach VDI 2700a qualifiziert sind.
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Über die Autorin
Ketty Gomez ist Fachautorin für Arbeitssicherheit und Flottenmanagement bei Carvion. Sie schreibt praxisnahe Beiträge über Sicherheitskultur, Prävention und effiziente Fuhrparkprozesse. Mit ihrem Erfahrungsschatz in Betriebsorganisation und Arbeitsschutz macht sie komplexe Themen verständlich – und umsetzbar im Alltag.
Kontakt: carvion.de/kontakt
Rechtlicher Hinweis: Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und nach bestem Wissen erstellt. Sie ersetzen jedoch keine individuelle Rechts- oder Arbeitsschutzberatung. Gesetze, Richtlinien und DGUV-Vorschriften können sich ändern. Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: Oktober 2025.
Externe Quelle: Wikipedia – Flottenmanagement